28. November 2019

Das Märchen von der Zahnrettungsbox

Die Geschichte von Hänsel und Gretel kennt jeder. Aber kennen Sie auch schon das Märchen von Hans und Greta, die einen ausgeschlagenen Zahn retten müssen? Nein? Dann wird es höchste Zeit.

Es war an einem Morgen im Herbst, als die Mama von Hans und Greta beide in den Wald schickte, um Pilze für das Mittagessen zu holen.  Der 13-jährige Hans war ziemlich genervt, wollte er doch lieber noch in seinem Zimmer chillen und auf seinem Smartphone spielen.

Greta, die gerade zehn Jahre alt geworden war, freute sich dagegen auf den kleinen Ausflug. Der Wald war jetzt wunderschön mit all den bunten Blättern, die Sonne schien und sie freute sich auch auf die frischen Pilze mit Semmelknödel, die es dann heute zum Essen geben würde. Außerdem war Greta auch ein bisschen stolz, dass die Mama sie allein mit Hans losgeschickt hatte – aber schließlich war sie jetzt auch schon groß. Die Stellen, wo die Pilze wuchsen, kannte sie noch genau vom letzten Jahr und sie wusste auch, dass ihre Eltern immer ein kleines Geheimnis um diese Plätze machten. Sicherheitshalber hatte ihre Mama ihnen aber noch die Koordinaten bei Hans auf dem Smartphone hinterlegt, damit sie sich nicht verlaufen würden.

Der ausgeschlagene Schneidezahn

Munter ging Greta los. Es nervte sie, dass Hans, während er hinter ihr her schlurfte, kaum den Blick von seinem Smartphone hob. Er spielte irgendetwas und verschickte permanent Nachrichten. Er beachtete sie gar nicht. Aber hier im Wald gab ja genug anderes für Greta zu entdecken…

Auf einmal hörte Greta hinter sich einen lauten Knall und als sie sich umdrehte, lag Hans auf dem Waldboden und hob gerade verdattert den Kopf.  Er blutete an der Lippe und hielt sich die Stirn. Erschrocken lief Greta zu ihm hin. „Diese dumme Baumwurzel“, sagte Hans, „liegt mitten im Weg und ich bin über sie gestolpert“. Greta musste, obwohl sie wegen des Blutes sehr erschrocken war, auch ein wenig Lächeln – hatte ihr Bruder doch nur auf sein Smartphone, aber nicht auf den Weg geachtet. Aber auch Hans grinste sie ein wenig verlegen an, da auch ihm bewusst war, warum er wirklich gefallen war. Und Greta konnte so nicht nur die blutende Lippe, sondern auch Hans Zähne sehen.

Zahnrettungsbox rettet Zahn

„Hans, wo ist denn dein Zahn hin? Der eine Schneidezahn ist weg.“ Hans betastete mit der Zunge die frische Wunde – da war tatsächlich kein Zahn mehr. Er wollte das Blut ausspucken, aber Greta hinderte ihn „Fühl mal ob der Zahn noch in Deinem Mund ist, bevor du ausspuckst“ und tatsächlich, da war er. Greta nahm ein Taschentuch und tupfte ihrem Bruder vorsichtig das Blut ab. „Lass den Zahn in deinem Mund, wir hatten das gerade in der Schule, er muss feucht bleiben. Am besten lagert man ihn in einer Zahnrettungsbox, dann kann der Zahnarzt ihn vielleichtwieder einsetzen.“

Hans war insgeheim froh, dass Greta ihm gerade sagte, was er zu tun hatte. „Komm mit, hier um die Ecke ist der Waldkindergarten, die haben bestimmt eine Zahnrettungsbox für die Kinder, falls mal etwas passiert“ Und so liefen die beiden los. Nach ein paar Minuten schon standen sie vor dem bunten Bauwagen, wo sie auch gleich auf Frau Holle trafen, die die Waldkindergruppe betreute. „Mein Bruder hat sich einen Zahn ausgeschlagen, wir brauchen eine Zahnrettungsbox, haben Sie so etwas?“ Frau Holle reagierte gleich und nahm Hans mit in den Bauwagen, der ausgeschlagene Zahn kam in die Box, die Lippe wurde nochmal abgetupft und er bekam ein Kühlpäckchen für die Beule, die sich inzwischen auf seiner Stirn zeigte und die Greta bis dahin noch gar nicht bemerkt hatte. Dann rief Frau Holle die Mutter von Hans und Greta an.  

„Wir fahren gleich zu Dr. Eisenbarth, unserem Zahnarzt, ich habe uns schon angemeldet“, sagte Mama.

Zahn gerettet – das Happy End

Dr. Eisenbarth lobte Greta sehr, dass sie so vorbildlich reagiert hatte. Der Zahnarzt konnte den Zahn nach ein paar Vorbereitungen wieder in sein Zahnbett einfügen. Hans bekam eine Art Zahnspange um den eingesetzten Zahn herum. „So wird der Zahn geschient und kann wieder in Ruhe anwachsen,“ erklärte der Zahnarzt. Er gab Greta und Hans noch eine neue Zahnrettungsbox für den Waldkindergarten mit. Und beide durften sich noch etwas aus der Schatzkiste aussuchen, bevor sie mit Mama heimfuhren.

Mittags gab es nun doch keine Semmelknödel mit Pilzen, aber da Hans auch noch nicht so fest zu beißen sollte, machte die Mutter eben Spaghetti mit Tomatensoße. Und das war mindestens genauso lecker, fand Greta.

-ENDE-

 

Bildhinweis: Vadmary/istockphoto.com